Faschismus. Ein Fragment (Remember 1934)

09. Januar 2019 — Rechtsterror

Und die Schüsse fielen am Morgen. / Und die Donau war leise wie nie. / Und die Straßen sangen von Liebe. / Und vom Ende der Demokratie. / Und die Schüsse kamen von jenen, / Die glaubten an Demokratie. / Doch die Schüsse wurden erwidert. / Und die Donau war rauschend wie nie. / Und die Schüsse trafen die Herzen. / Ein Mann fiel zu Boden voll Blut. / Ein anderer wusch sich in Unschuld. / Und die Donau trug Trauer und Wut. / Und die Schüsse trafen die Häuser. / Es stürzten die Mauern. Ein Kind / Sah wortlos den Tag der Verwüstung. / Und die Mutter trug sterbend das Kind. / Und die Schüsse trafen die Städte / Bis weit in das ganze Land. / Und die Freiheit, die man gern hätte, / Trug autoritäres Gewand. / Und die Männer sprachen von Taten. / Und die Taten sprachen von Macht. / Und die Macht erdrückte die Worte. / Und jeder hat es gesehn. / Und die Schüsse dauerten Wochen. / Und länger noch Not und Gewalt. / Und die Straßen sangen vom Unrecht, / Und kalt war der Staat. Auch der Tod. / Leichen lagen danach. / In der Zeitung schrieb man vom Sieg. / Und Krieg lag zwischen den Zeilen / Und jeder konnt es verstehn. / Und die Schüsse wurden vergessen, / Und die Donau floss schwarz in die Nacht. / Ein Österreich ging uns verloren. / Ein anderes war uns erwacht.


Thomas Arzt — geboren 1983 in Schlierbach (Oberösterreich), lebt in Wien. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Schreibt Lyrik, Prosa, Essays, Hörspiele und Theaterstücke.

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